Mittwoch, 7. Oktober 2015

"Und wenn man viermal auf 200 beschleunigt, lässt das voll nach!"

Ja, so Kommentare gibt's wirklich, in Foren, in Kommentaren. Es wird bemängelt, dass die extreme Beschleunigung von 0 auf 100 in 2,8 bis 4,5 Sekunden, je nach Modell, bei jeder schnell hintereinander erfolgenden um 1 Zehntelsekunden nachlässt, und es wird manchmal bemängelt, dass die Beschleunigungswert bei 200 km/h Richtung 250 deutlich nachlassen und man 250 km/h nicht lange fahren kann ...

Außerdem sei der Akku dann kaputt, überhitzt und das Auto regelt bei 150 ab und weitere Katastrophen passieren.

"Ja, und?" - mehr fällt mir dazu meist nicht ein.

Dass so Blödsinn überhaupt kommt, liegt wohl daran, dass wir im deutschsprachigen Raum den Staat Deutschland haben, wo es zwar eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h gibt, ab der Versicherungen bei Unfällen nicht oder nur mehr teilweise zahlen, wo aber manche Autofahrer glauben, es gäbe keine Beschränkung und teilweise auch noch sehr stolz darauf sind, dass man 200 oder 250 fahren kann.

Dass für uns alle anderen Europäer aber 130 km/h + gewisser (Risiko)Aufschlag als Obergrenze gilt, scheint uns manchmal ärgerlich, wenn man es aber vernünftig sieht, eigentlich nicht so schlimm. Im Tesla merke ich übrigens, dass 130 km/h mehr ist als man gemeinhin annimmt. Ich glaub die meisten Tachos anderer Autos stehen dann auf 145 km/h und man fühlt sich schon sehr verwegen.

So stell ich meist den Tempomat auf 135 km/h und überhole meist auf der rechten Spur alle anderen, in Deutschland wäre ich damit wohl ein "Verkehrshindernis" wie Leute, die unter 180 km/h fahren dort oft bezeichnet werden.

Nur liebe Deutsche Freunde: auch ihr werdet in wenigen Monaten bis max. zwei, drei Jahren ein Tempolimit erhalten, eure Luftwerte sind so schlecht, dass Brüssel euch mahnt und die Raserei auf Deutschen Autobahnen, die ich früher auch gut fand, nervt mittlerweile oft nur mehr.

Das fehlende Tempolimit auf Deutschen Autobahnen ist meiner Ansicht nach auch der Grund, warum die Deutsche Autoindustrie im Elektroautobau den Anschluss verpasst hat und versagt.

Warum? Weil gerade den Käufern PS-starker Autos der Marken BMW, Audi, Mercedes,... Großteils enorm wichtig zu sein scheint, dass der Wagen 200 km/h geht, oder auch mehr, "250 abgeregelt", also das Maximum, was noch ohne extremen Rennwagenaufwand möglich ist. Und elektrisch bräuchte man für diese Geschwindigkeiten halt Akkus mit 150 bis 200 kWh um Reichweiten mit 500 Kilometer zu schaffen. Und das ist derzeit zu teuer, also kommt nichts auf den Markt, weil der Deutsche Kunde das Auto mit abfälligen Blicken beäugen würde - wie eben viele den Tesla.

Mein Model S 85 D schafft zwar auch 250 km/h - so steht es zumindest, ich werde es wohl nie in der Praxis auf einer öffentlichen Straße ausprobieren, wohl auch die 200 nicht oder kaum.

Natürlich sinkt die Reichweite eines Elektroautos bei höheren Geschwindigkeiten - die eines Verbrenners übrigens auch :), zum Teil sogar stärker. Laut einem Test der "Autobild" beträgt die Reichweite bei 180 km/h+ mit Vollgasspitzen auf einer deutschen Autobahn eines Model S P85D  ca. 210 km. Das glaube ich durchaus. Das würde einen Verbrauch von 35 kWh/100 km bedeuten, also das doppelte des Wertes bei 80 km/h. Naja, beim Verbrenner, wo bei 80 auch so das Optimum liegt, mit vielleicht 7 Liter geht der Verbrauch bei 180+ wohl auch Richtung 15 bis 20 Liter.

Tanken geht halt schneller. Das ist der einzige Unterschied.

Ach so, die nachlassende Beschleunigung aus dem Titel? Ja, stimmt angeblich, in der Praxis unmerkbar, völlig belanglos. Liegt am Elektromotor, dessen Dauerlast beim Model S so bei 67 kW liegt, also 90 PS, die Spitze geht dann auf 422 oder 700 PS, je nach Modell, lässt kurzfristig dann nach, aber vermutlich nach paar Minuten nicht mehr. Also wenn Sie auf der Suche nach einem Rennwagen sind, mit dem Sie (Formel 1)-Rennen gewinnen wollen, dann kaufen Sie einen Verbrenner, in allen anderen Fällen glaub ich werden Sie die nachlassende Beschleunigung wohl nie zu spüren bekommen.






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